Einstellungen

Waldbrand-
gefahrenstufe
feuer

Datum: 26.07.2023

Nachfolgerin von Dr. Karste: Katja Osterloh ist neue Leiterin des Botanischen Gartens auf dem Brocken

Die Diplom-Ingenieurin für Naturschutz und Landschaftsplanung ist für Vegetationskunde und Moorökologie im Nationalpark zuständig

Katja Osterloh hat als neue Leiterin des Botanischen Gartens auf dem Brocken die Nachfolge von Dr. Gunter Karste angetreten. Die 40-jährige Diplom-Ingenieurin für Naturschutz und Landschaftsplanung ist künftig für Botanik, Vegetationskunde und Moorökologie im Nationalpark Harz zuständig. Zu ihrem Aufgabenfeld gehören unter anderem die Konzeption, Koordination und Durchführung von Forschungs- und Monitoringaufgaben, die Dokumentation wissenschaftlicher Ergebnisse sowie die Koordination und Erfolgskontrolle von Landschaftspflege- und Renaturierungsmaßnahmen sowie des Managements invasiver Pflanzenarten im Großschutzgebiet.

Geboren in Weimar hat Katja Osterloh nach dem Abitur in Dessau-Roßlau an der Hochschule Anhalt in Bernburg studiert. Den Nationalpark Harz kennt sie schon seit ihrer Studienzeit sehr genau, bereits damals hat sie hier Vegetationskartierungen im Auftrag der Schutzgebietsverwaltung vorgenommen. Zuletzt war sie beim Landschaftspflegeverband Harz e.V. als Projektmitarbeiterin im Pilotprojekt Artensofortförderung tätig. Für sie sei es ein lang gehegter Wunsch, im Nationalpark Harz zu arbeiten, sagt Osterloh: Seit 15 Jahren ist sie sowohl beruflich als auch ehrenamtlich regelmäßig im Nationalpark tätig gewesen und hat die naturräumliche Entwicklung intensiv verfolgt „Dass ich mich nun auch um den Brockengarten kümmern darf, empfinde ich umso mehr als Privileg“, so die Botanikerin. Sie freue sich darauf, die pflanzenkundliche Arbeit von Dr. Karste, die angewandte Forschung und Dokumentation auf diesem Gebiet fortzusetzen und weiterzuentwickeln. „Ein besonderes Anliegen wird mir der Schutz der Oberharzer Moore und die Pflege des Brockengartens einschließlich der Brockenkuppe sein“, betont sie.

Sachsen-Anhalts einzigen alpinen Garten ab 1990 neu aufgebaut

Ihr Vorgänger Gunter Karste ist Ende Juni in den Ruhestand gegangen. Im Rahmen seiner feierlichen Verabschiedung im Kreis von Familie, Freunden, Kolleg*in aus der Nationalparkverwaltung und zahlreichen Wegbegleitern überreichte Umweltminister Prof. Dr. Armin Willingmann dem langjährigen Brockengarten-Chef die Ehrennadel des Landes Sachsen-Anhalt.

Der 67-Jährige Karste hatte Sachsen-Anhalts einzigen alpinen Garten nach Abzug des sowjetischen Militärs von der Brockenkuppe seit April 1990 unter Mithilfe der Botanischen Gärten in Halle (Saale) und Göttingen neu aufgebaut und rund 32 Jahre lang geleitet. Heute ist der 1890 von der Uni Göttingen gegründete Brockengarten ein alpiner Staudengarten von internationalem Ruf – er beherbergt rund 1.500 Pflanzenarten.

Die erste Phase des Aufbaus des Brockengartens hatte Karste weitgehend allein zu bewerkstelligen. Dazu gehörte das Wiederauffinden der früheren Pflanzbeete und ihre Freistellung, die Zurückdrängung der Schweizer Weide und die Wiederinbetriebnahme der Gartenhütte. Es stellte sich heraus, dass weniger als 100 Gebirgsarten die pflegefreie Zeit von 1971 bis 1990 überstanden hatten. Es war folglich ein Neuaufbau unter Mithilfe der botanischen Gärten in Halle und Göttingen erforderlich.

In der Folge leitete Gunter Karste auch die dreißjährige Renaturierungsarbeit des Brockengipfel, die 2020 als offizielles Projekt der „UN-Dekade Biologische Vielfalt" ausgezeichnet wurden. Im Jahre 1990 glich der Brocken einer aufgelassenen militärischen Festung oder der Müllkippe einer Abrissfirma mit der Brockenmauer, Trümmern aus dem Weltkrieg, riesigen Mengen Kalkschotter, zahlreichen Antennenanlagen, vielen Gebäuden, die funktionslos geworden waren und dem damals noch besetzten sowjetischen Stützpunkt. Die einzelnen Schritte dieser Mammutaufgabe sind heute kaum mehr nachvollziehbar und umfassten den Rückbau der Brockenmauer mit der Bundeswehr, den Abriss von Gebäuden mit unterschiedlichen Unternehmern und den Abtransport des Kalkschotters mit mehreren Firmen aber in enger Abstimmung mit dem Harzer Wald- und Wegebau.

Insgesamt 17.500 Heidepflanzen auf dem Brocken gepflanzt

Eine zweite Etappe der Renaturierung begann mit dem Abzug der sowjetischen Truppen vom Brocken 1994. Es ging darum, nicht nur für die Brockennatur Entwicklungsräume herzustellen, sondern für die zahlreichen Besucher auch ein Brockenerlebnis zu schaffen. So entstand der breit angelegte Rundwanderweg unter der Leitung von Gunter Karste und am höchsten Punkt eine Gipfelklippe, durch welche die früher angegebene Brockenhöhe von 1142 m wieder erreicht wurde. Einen botanischen Abschluss fand die Brockenrenaturierung erst im vergangenen Jahr, als die letzten von insgesamt 17.500 Heidepflanzen im Rahmen einer seit 2019 laufenden Artenschutzmaßnahme auf dafür vorbereiteten Flächen auf dem Brockenplateau gepflanzt wurden. Damit soll dort der Flächenanteil der sogenannten subalpinen Zwergstrauchheiden erhöht werden, um zum Beispiel optimale Standortbedingungen für die Brockenanemone (Pulsatilla alpina ssp. Alba) und andere seltene Pflanzenarten zu schaffen.

Die größte wissenschaftliche Leistung von Gunter Karste ist zweifellos die flächendeckende Erfassung der Pflanzengesellschaften im gesamten Nationalpark, ihre Charakterisierung und kartenmäßige Darstellung. Die ersten Untersuchungen dazu liefen 2002 an, bis zum Jahre 2017 gelang es, die gesamte Nationalparkfläche auf diese Weise zu kartieren. Diese wissenschaftliche Arbeit von Dr. Karste wie auch die Pflege des Brockengartens wird Katja Osterloh nun fortführen.

Waldbrand-
gefahrenstufe
feuer