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Datum: 20.01.2023

Zwergfledermäuse fühlen sich in der Erzwäsche in Sankt Andreasberg zu Hause

Lebensraum für die nachtaktiven Tiere wurde bei Renovierungsarbeiten am Nationalparkhaus erhalten.

Die Zwergfledermaus ist eine der kleinsten von unseren 24 in Deutschland vorkommenden Arten. Sie wiegt gerade mal 3 bis 7 Gramm und passt, wenn ihre Flügel zusammengefaltet sind, in eine Streichholzschachtel. Im Flug erscheint sie deutlich größer mit einer Flügelspannweite von ungefähr 20 cm. Zwergfledermäuse sind klassische Kulturfolger: Ihre Wochenstuben befinden sich an Gebäuden, als Spaltenbewohner können sie in kleinste Mauerspalten, hinter Verkleidungen oder ähnlichen Strukturen ihre Quartiere beziehen.

Ein solches Fledermausquartier befindet sich im Nationalparkhaus in Sankt Andreasberg. Einige im Laufe der Zeit abgefallene Leisten an der Fassade boten den Zwergfledermäusen Einfluglöcher in die Hohlräume hinter den Brettern. Dort zogen sie in den vergangenen Sommern ihre Jungen auf. Die Freiwilligen in FÖJ und Praktikum, die im Gebäude der historischen Erzwäsche im Bildungszentrum der Nationalparkverwaltung und im vom NABU-Landesverband betriebenen Nationalparkhaus arbeiten, konnten im vergangenen Juni in der Abenddämmerung knapp einhundert Zwergfledermäuse beim Ausflug aus ihrem Quartier zählen.

Neue Einfluglöcher in der Fassade geschaffen

Doch im vergangenen Jahr – nach rund 25 Jahren – war eine Fassadenerneuerung erforderlich geworden: Die schadhafte Holzverkleidung am Südgiebel des Nationalparkhauses, wo die Fledermäuse hineinschlüpften, musste ausgebessert werden. Die Anwesenheit der Fledermäuse in ihrer Wochenstube war der Grund dafür, dass diese Arbeiten erst im September ausgeführt werden konnten. Um den Fledermäusen auch nach der Fassadenerneuerung im nächsten Jahr wieder den Einflug zu ermöglichen, wurden vier neue Einfluglöcher geschaffen, die jeweils extra mit einem kleinen Regenschutz ausgestattet worden sind. So ist dem Artenschutz wie dem Gebäudeschutz gleichermaßen gedient. Die Abstimmung mit dem Staatlichen Baumanagement dazu erfolgte überaus unkompliziert und sachorientiert.

Hausleiter Thomas Appel freut sich sehr über die Investition in das Gebäude, in dem in der 2016 eröffneten Dauerausstellung FledermausReich über diese faszinierende Artengruppe viel Wissenswertes zu erfahren ist. Dass zwischen dem FledermausReich im Gebäude und dem als Fledermauswinterquartier hergerichteten ehemaligen Bergwerkstollen südlich des Nationalparkhauses nun tatsächlich ein Sommerquartier von Fledermäusen vorhanden ist, zeigt wie authentisch das Thema an diesem Standort ist.
Im Sommer 2023 wartet auf die Freiwilligen des Hauses eine spannende Aufgabe: Dann soll durch erneute Ausflugskontrollen ermittelt werden, wie gut die Zwergfledermäuse die Fassade auch nach den ausgeführten Arbeiten annehmen. Die Fledermäuse und die Besucher des Nationalparkhauses haben dabei einiges gemein: sie müssen keinen Eintritt zahlen, kommen nur wieder, wenn es ihnen gefällt und sind stets willkommen.

Die Fledermäuse haben ihr Jagdgebiet im Kurpark

Die durch das Nationalparkhaus im Sommer regelmäßig angebotenen Exkursionen durch den Kurpark bringen nicht nur den Besucher*innen die Fledermäuse näher, sondern geben auch einen kleinen Einblick über die vorkommenden Fledermausarten in der Bergstadt. Es wurden u.a. Breitflügelfledermaus, Wasserfledermaus und Abendsegler beobachtet - und natürlich die Zwergfledermaus, die unter den Bäumen im Kurpark in der Nähe des HilfeGottesTeiches ein ertragreiches Jagdgebiet vorfindet. Mindestens ein weiteres Quartier der Zwergfledermaus ist in Sankt Andreasberg bekannt, mit Sicherheit sind aber weitere Quartiere vorhanden – weibliche Zwergfledermäuse wechseln nämlich regelmäßig ihre Quartiere während der Wochenstubenzeit.

Sollten Sie eine Fledermaus finden, die Hilfe benötigt, setzen Sie diese in eine Box - tragen Sie zum eigenen Schutz stets Handschuhe, wenn Sie mit einem Wildtier in Berührung kommen - und kontaktieren Sie die zuständigen Fledermausregionalbetreuer*innen, Kontaktdaten finden Sie online hier 

Wenn Sie die nachtaktiven Tiere einmal "live" erleben wollen, informieren Sie sich im Nationalparkhaus Sankt Andreasberg nach der nächsten Fledermausexkursion – allerdings müssen Sie sich noch einige Zeit gedulden, da die Tiere nun erstmal den Winter verschlafen müssen.