Waldwandel: Pionierbaumarten
Getreu dem weltweiten Nationalpark-Motto „Natur Natur sein lassen“ darf sich die Natur in großen Teilen des Nationalparks Harz frei entfalten. Dort, wo der Buchdrucker Fichten flächig zum Absterben gebracht hat, hält schnell mannigfaltiges Leben Einzug in den nur scheinbar toten Flächen. Schon bald strecken sich erste lichtliebende Pflanzen wie das Schmalblättrige Weidenröschen, der Rote Fingerhut oder das Harzer Greiskraut der Sonne entgegen. Ihre Blüten locken Schmetterlinge, Schwebfliegen, Wildbienen und Käfer an. Hier am Wildnispfad Altenau haben sich Brombeeren rasch auf den Freiflächen verbreitet. Ihre Pollen und ihr Nektar sind bei Bienen, Schmetterlingen und Fliegen begehrt.
Doch die Farbenpracht auf den Freiflächen hält nicht lange an. Rasch finden sich Pionierbaumarten ein. Sie markieren den Anfang einer neuen Waldgeneration. Im Harz leiten vornehmlich Hänge-Birke, Aspe, Eberesche, Weiden-Arten, aber auch die Fichte diesen nächsten Schritt ein.
Alle Pionierbaumarten zeichnen sich durch eine große Samenproduktion aus und verfügen über effektive Mechanismen für eine weite Samenverbreitung, häufig mit dem Wind (Birke, Weide) oder durch Vögel (Eberesche). Sie wachsen in ihrer Jugend rasant und sind daher in den ersten Jahren ihrer Entwicklung konkurrenz- und durchsetzungsstark. In den unteren Lagen des Harzes wächst die Hänge-Birke unter guten Bedingungen rasch eine Freifläche zu.
Pionierbaumarten tragen wesentlich zu einer größeren Biodiversität im Wald bei, denn jede von ihnen bietet Lebensraum für zahlreiche spezialisierte Tierarten. Als Wegbereiter für die auf sie folgenden Baumarten sind sie unverzichtbar. So ist die in ihrer Jugend schattenbedürftige Buche unter dem Schirm der Birken geschützt, bis diese kurzlebigen Bäume zusammenbrechen und den Weg für die Buche frei machen.
Eberesche – beerenstark
Die Eberesche – auch als Vogelbeere oder im Harz als Quitsche bekannt – hat sich im Gegensatz zu Birke und Salweide auf die Verbreitung durch Vögel spezialisiert. Ihre knallroten Beeren locken mehr als 60 fruchtfressende Vogelarten an. Aber auch für viele Säugetierarten bieten die Beeren der Eberesche eine willkommene Abwechslung auf dem herbstlichen Speiseplan. Sie alle sorgen durch ihren Kot für die Verbreitung des Baumes. So entsteht zwischen Tieren und Eberesche eine ökologische Beziehung mit gegenseitigem Nutzen.