Totholz – Recycling im besten Sinne
Absterben und Vergehen von Bäumen gehört zum natürlichen Waldzyklus. Dabei ist die allmähliche Zersetzung von Totholz ein Paradebeispiel für das perfekte Recyclingsystem der Natur. In den Wäldern des Nationalparks ist der Anteil toter Bäume aktuell besonders hoch: kahle, noch aufrechtstehende oder bereits liegende, teilweise schon überwucherte Totholzstämme fallen Waldbesucherinnen und Waldbesuchern ins Auge. Vergangenes ist Ausgangspunkt für neues Leben, denn Totholz bietet Lebensraum und Nahrung für zahlreiche Arten. Auch sind die vermodernden Stämme häufig Keimbett für die nächste Waldgeneration.
Etwa ein Viertel aller im Wald vorkommenden Arten ist direkt oder indirekt auf Alt- oder Totholz angewiesen, sei es als Lebensraum oder als Nahrungsquelle. Den größten Anteil davon machen die holzabbauenden Pilz- und Käferarten aus.
Ca. 1.600 Pilz- und 1.375 Käferarten sind in Mitteleuropa auf Alt- oder Totholz spezialisiert. Allein im Nationalpark wurden schon über 550 holzbesiedelnde Käferarten festgestellt. Zur großen Gruppe der totholznutzenden Insekten gehören aber auch räuberische und parasitierende Insekten, die sich von holzabbauenden Arten ernähren. Wildbienen- und Wespenarten nutzen die Höhlen und Gänge der holzabbauenden Arten für ihre eigene Brut.
Auch zahlreiche Vögel, Fledermäuse und Reptilien nutzen totes Holz. Vögel finden im Alt- und Totholz Nahrung, z.B. Insektenlarven. Vom Specht ins Holz gezimmerte Höhlen dienen ihnen als Ruhe- und Brutplätze. Unter den Säugetieren sind es vor allem die Fledermäuse, die vorhandene Höhlen und Spalten oder abstehende Rinde als Quartier nutzen. Aber auch Baummarder oder Siebenschläfer nisten sich hier ein. Eidechsen nutzen das liegende Totholz als Versteck zum Überwintern oder zum Sonnen.
Schulterbock – Totholz ist sein Element
Feuchtes, modriges Totholz – darin und davon leben die Larven des gefährdeten Schulterbocks, bevor sie sich nach drei Jahren im Boden verpuppen. Der erwachsene Käfer, der bis zu 30 mm groß wird, hat hingegen nur eine kurze Lebenszeit. Er lebt bevorzugt in den Fichtenwäldern der höheren Mittelgebirgslagen wie hier im Harz.