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Luchse im Harz - eine Erfolgsgeschichte

Allgemein

Verfolgt, ausgerottet – wieder zurück

Sommer 2000: Leise nähert sich abends der Nationalparkförster dem Gehege. Nur ein schmaler Pfad fährt zu der mehrere Hektar großen Anlage. Kaum hat er den Zaun erreicht, huscht weit dahinter ein schwarz geflecktes Tier in Deckung. Der Förster schließt die Gehegetüren auf. Er lässt sie weit offen stehen und zieht sich wieder zurück. In dieser Nacht wird ein Luchs das Auswilderungsgehege verlassen und von nun an frei im Harz leben.

So begann die Wiederansiedlung der Luchse im Harz. Heute ist die große Katze eine Attraktion für Fremdenverkehr und Erholungssuchende – selbst wenn sie im Freiland meist „unsichtbar“ bleibt.

Vor kaum 200 Jahren dachten die Menschen noch anders über den Luchs. In weiten Teilen Mittel- und Westeuropas wurde die Tierart im 18. und 19. Jahrhundert ausgerottet. Als Konkurrent des jagenden Menschen und als Bedrohung für Weidetiere wie Schafe und Ziegen verfolgte man sie gnadenlos. Im Harz wurden 1818 fast 200 Personen aufgeboten, um elf Tage lang einen vermutlich zugewanderten Luchs zu jagen. Am 17. März wurde das Tier bei Lautenthal erschossen.

Das Luchsprojekt Harz

Heute wissen wir, dass das Zusammenleben von Mensch und Luchs möglich ist. Nun gilt es die wenigen kleinen Luchsvorkommen in Mitteleuropa zu erhalten und zu vernetzen.

1999 entschloss sich daher das Land Niedersachsen zusammen mit der Landesjägerschaft Niedersachsen e.V., dem Luchs im Harz eine neue Chance zu geben. Das erste deutsche Wiederansiedlungsprojekt für den großen Beutegreifer konnte beginnen. Das „Luchsprojekt Harz“ wird heute in enger Zusammenarbeit mit den Bundesländern Sachsen-Anhalt und Thüringen durchgeführt.

Die Nationalparkverwaltung Harz übernahm Anfang 2000 die Aufgabe, junge Luchse aus europäischen Wildparks für das Auswilderungsprogramm auszuwählen. Inzwischen ist der Luchs im Harz ebenso heimisch wie Reh, Wildschwein oder Rothirsch, und er zieht hier in jedem Jahr seine Jungtiere auf.

Vom nördlichsten deutschen Mittelgebirge aus soll sich die Katze neue Gebiete erobern. Wird es möglich sein, die Verbreitungslücken zwischen den Luchsen im Bayerischen Wald, dem Harz und dem Pfälzerwald zu schließen? Dies wäre ein Meilenstein auf dem Rückweg des Luchses nach Mitteleuropa.

Jeder kann mithelfen

Um diesen Weg zu begleiten, sammelt die Nationalparkverwaltung alle Hinweise auf den Luchs. Viele Förster, private Jäger und Waldbesucher leisten hierbei Unterstützung. Zufällige Sichtungen, Rissfunde, Spuren im Schnee oder andere Beobachtungen geben Aufschluss über das aktuelle Verbreitungsgebiet, über die Anzahl der geborenen Jungluchse und vieles mehr. Mittlerweile finden Beobachtungen auch etliche Kilometer vom Harzrand entfernt statt.

Geben auch Sie Ihre Luchsbeobachtung an uns weiter. Kontaktadressen und die Telefonnummer der Nationalparkverwaltung Harz finden Sie am Ende dieses Faltblattes.

Forschung für den Luchs

Um mehr über die Harzer Luchse zu erfahren, wurden einige Tiere mit Halsbandsendern ausgestattet. Die Wege der Luchse durch das Mittelgebirge und auch die Abwanderung junger Tiere aus dem Harz hinaus sind so nachvollziehbar. Die Vernetzung der europäischen Luchsvorkommen erscheint möglich, auch wenn der Weg bis dahin noch lang ist.

Der Luchs – ein Zukunftsprojekt

Als Luchse vor mehreren hundert Jahren noch in vielen Teilen Deutschlands lebten, sah die Landschaft anders aus als heute. Kommt der Luchs mit den neuen Bedingungen überhaupt noch zurecht? Ja, denn in unserer Kulturlandschaft findet er alles, was er zum Leben braucht: Ausreichend Nahrung, Wälder mit genügend Versteckmöglichkeiten und einige störungsfreie Rückzugsbereiche zur Jungenaufzucht. Die Rückkehr des Luchses in unsere heutige Landschaft ist kein Schritt zurück in längst vergangene Zeiten. Sie steht vielmehr symbolisch für ein Zukunftskonzept, bei dem auch die größeren Tierarten ihre Chance neben dem wirtschaftenden Menschen haben, sofern für sie noch geeigneter Lebensraum vorhanden ist.

Wer ist der Luchs?

Die größte europäische Katzenart ist nicht sehr wählerisch, was ihren Lebensraum betrifft. Sie kommt im Flachland ebenso zurecht wie im Hochgebirge.

Luchse benötigen allerdings viel Deckung. Nur dann können sie, als Pirsch- und Lauerjäger, erfolgreich sein. Obwohl man Luchse selten sieht, nutzen sie auch hin und wieder Gebiete in unmittelbarer Nähe des Menschen. Im Gebirge werden gerne Felsen und unwegsame aber sonnige Hänge aufgesucht, um hier den Tag zu verbringen. Erst in der Dämmerung beginnt dann wieder die Hauptaktivitätszeit des Luchses. Luchse sind Einzelgänger und haben sehr große Streifgebiete.

Wo kommt der Luchs vor?

In Europa gibt es zwei Luchsarten: Den Eurasischen Luchs (Lynx lynx) und den etwas kleineren Pardelluchs (Lynx pardina). Der Pardelluchs kommt nur auf der Iberischen Halbinsel (Spanien und Portugal) vor und lebt überwiegend von Kaninchen. Er zählt heute zu den am stärksten vom Aussterben bedrohten Katzenarten der Welt. Fast das gesamte übrige Europa war ursprünglich die Heimat des Eurasischen Luchses.

Vor etwa 200 Jahren war er jedoch in Mitteleuropa so gut wie ausgerottet. In Skandinavien und in Osteuropa hatte die große Katze noch Refugien. Einige wenige Tiere lebten in Südeuropa. Erst seit den 1970er Jahren machte man sich vermehrt Gedanken um den Erhalt der letzten Luchse. In der Schweiz, in Tschechien, Slowenien, Frankreich und auch in Österreich und Polen fanden Wiederansiedlungsprojekte statt. Seither kamen immer wieder einmal einzelne Luchse aus unseren Nachbarländern über die Grenzen z.B. in den Schwarzwald oder die Sächsische Schweiz. Auch im Bayerischen Wald kommt der Luchs seitdem vor. Hier werden auch in jedem Jahr junge Luchse geboren. Nach der Wiederansiedlung der Luchse im Harz ist dies inzwischen auch in einigen Waldgebieten westlich und südlich des Harzes, wie z.B. im Hils und im Solling der Fall. Ein zweites deutsches Wiederansiedlungsprojekt wurde 2016 im Pfälzerwald gestartet.

 

 

Wo kann man im Harz Luchse erleben?

Im Luchs-Schaugehege an der Rabenklippe bei Bad Harzburg können Sie Luchse beobachten, die sich in der Sonne aalen oder am Gehegerand entlang schleichen. Besonders beliebt sind die öffentlichen Fütterungen, die mittwochs und samstags um 14.30 Uhr stattfinden. Hierbei beantworten die Nationalpark-Mitarbeiter auch Ihre Fragen über die Raubkatze und das Harzer Luchsprojekt. Wer von Bad Harzburg aus nicht zum Luchs-Schaugehege wandern möchte, kann von April bis Mitte November das Gehege bequem mit dem Bus erreichen.

Abfahrt: mehrfach täglich ab Bad Harzburg, Berliner Platz; Auskunft erteilt die KVG Bad Harzburg unter Tel. 0 53 22-520 17 (Achtung: Für Gruppen über 20 Personen ist für die Busfahrt eine Anmeldung bei der KVG erforderlich.)

Das HarzWaldHaus in Bad Harzburg bietet mit seiner modernen, interaktiven Naturerlebnisausstellung und auch zahlreichen Informationen rund um die großen Katzen mit den Pinselohren die perfekte Ergänzung zum „Luchsausflug“.

Geöffnet dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr (montags nur an Feiertagen), Tel. 0 53 22-78 43 37

 

 

 

Eine Fülle von Informationen gibt es auch im Internet unter www.luchsprojekt-harz.de. Hier können Sie u.a. eigene Beobachtungen per online-Meldung eingeben und andere Luchshinweise des aktuellen Jahres ansehen.

 

Kontakt-Adresse für Luchsmeldungen

Nationalparkverwaltung Harz
Außenstelle Oderhaus
37444 Sankt Andreasberg

Tel: 0 55 82-918 90

poststelle@npharz.niedersachsen.de

 

Impressum

Nationalpark Harz
Lindenallee 35, 38855 Wernigerode
Tel. 03943 55020, Fax 03943 550237

Text: Nationalparkverwaltung Harz

2020

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