Datum: 30.09.2024
Auswertung von Satellitenbildern: Waldbrand am Königsberg erstreckte sich auf rund 17 Hektar
Nationalparkverwaltung Harz weist Kritik von Seiten des Landkreises Harz zurück
Die Nationalparkverwaltung hat die Vermessung der Fläche des jüngsten Waldbrandes im Nationalparkgebiet am Königsberg abgeschlossen. Die Auswertung von Satellitenbildern ergab eine Brandfläche von circa 17 Hektar. Damit sind seit 2022 inzwischen rund 30 Hektar Fichten- und Fichtenmoorwaldfläche sowie die seit der letzten Eiszeit am Königsberg entstandenen Böden verbrannt oder schwer geschädigt worden. Auch von uns Menschen oft für selbstverständlich gehaltene Ökosystemleistungen wie Sauerstoffproduktion von Pflanzen, CO2-Bindung, Luftreinhaltung, Wasserrückhaltung und -filterung sind dadurch auf lange Sicht stark beeinträchtigt oder verloren.
Beim aktuellen Löscheinsatz kam ein so genanntes Retardant zum Einsatz, das die Ausbreitung des Feuers hemmen sollte. Dies wurde von der Einsatzleitung nach gemeinsamer Beratung angeordnet. Die Nationalparkverwaltung zeigte angesichts der Gefahrenlage Verständnis für diesen Schritt, hatte sich aber zuvor klar dagegen ausgesprochen, da für das Flammschutzmittel weder ein Zertifikat oder eine Zulassung noch überprüfbare Informationen über dessen Zusammensetzung vorlagen und gravierende Folgen für Ökosystem, Boden und Wasser im Einsatzgebiet und damit im Trinkwasserzuflussgebiet somit nicht ausgeschlossen werden konnten. Mit der Stadt Wernigerode wurde eine langfristige Beprobung der betroffenen Flächen vereinbart. Auch mit dem Talsperrenbetrieb Sachsen-Anhalt steht die Nationalparkverwaltung dazu in Kontakt.
Dank an die Einsatzkräften für Engagement und konstruktive Zusammenarbeit
Den mehrtägigen Großeinsatz vom 6. bis zum 11. September unter Leitung der Wernigeröder Feuerwehr hat Nationalparkverwaltung Harz von Anfang an mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln, technischem Gerät und vor allem Personal unterstützt. „Im Namen der gesamten Nationalparkverwaltung bedanke ich mich ausdrücklich bei allen Einsatzkräften für das große Engagement und die sehr konstruktive, vertrauensvolle und partnerschaftliche Zusammenarbeit, besonders bei der den Einsatz leitenden Stadt Wernigerode. Die konkreten Absprachen zwischen den wesentlichen Akteuren und die untereinander abgestimmten präventiven Maßnahmen haben sich ausgezahlt", sagt Nationalparkleiter Dr. Roland Pietsch. Die Einsatzmaßnahmen wurden unmittelbar nach Löschung des Feuers von allen Beteiligten als äußerst effektiv eingeschätzt.
Über die in einer Pressemitteilung des Landkreises Harz vom 20. September geäußerte Kritik an der Umsetzung vereinbarter Brandschutzmaßnahmen zeigt sich der Nationalparkleiter erstaunt: „Es ist sehr bedauerlich, dass diese gemeinsam erarbeitete Vertrauensbasis trotz anderslautender gegenseitiger Bekundungen noch während des Einsatzes nun mit wenigen, zudem inhaltlich nicht haltbaren Schlagzeilen zunichte gemacht wird. Die Nationalparkverwaltung hat nachweislich die mit den zuständigen Kreisverwaltungen und deren Kreisbrandmeistern gemeinsam erarbeiteten Maßnahmen zum Brandschutz vollumfänglich umgesetzt. Wir waren unverzüglich im Gebiet präsent und haben den Einsatzkräften durch den erneuten konsequenten Einsatz schweren Gerätes und Personals wie verabredet zügig Zugang zu den Brandflächen verschafft." All dies geschah in Abstimmung mit der Einsatzleitung. Die Einsatzwege vor allem im Brandrisikogebiet im Umfeld der Strecke der Brockenbahn am Königsberg sind in gutem Zustand und mit zahlreichen Ausweich- und Aufstellflächen versehen, die vereinbarten Löschwasserreservoirs angelegt.
Nationalpark steht für gemeinsame Analyse des Brandrisikos zur Verfügung
Laut der Pressemitteilung des Landkreises fordert der Harzer Kreisbrandmeister die Anlage von Totholz-Schneisen in Waldbrand-Risikogebieten am Brocken. Genau dies hatten aber die Teilnehmer des länderübergreifenden Arbeitskreises „Waldbrandschutz im Nationalpark Harz", an dem neben den Vertretern der Landkreise Harz, Goslar und Göttingen auch der Harzer Kreisbrandmeister teilgenommen hat, im März 2023 übereinstimmend für nicht sinnvoll und praktikabel erachtet, weil potenzielle zukünftige Brandstellen im Wald und damit der mögliche Einsatzraum der Feuerwehren in Abhängigkeit von den Windverhältnissen im Voraus nicht zu ermitteln ist, es also gar keine Planbarkeit gibt. Schneisen wären im Brandfall entsprechend des dann jeweils akuten Bedarfs anzulegen, wie es auch bei den bisherigen großen Bränden durch die Nationalparkverwaltung schnell und effektiv erfolgt war, waren die Teilnehmer sich damals einig. Genau so wurde es jetzt beim Löscheinsatz erfolgreich umgesetzt. Inzwischen ist der Königsberg von zahlreichen Schneisen durchzogen.
Auch nach dem aktuellen Ereignis bedarf es einer umfassenden gemeinsamen Analyse und daraus resultierender weitere Schritte zur Minderung des Brandrisikos. Dafür steht die Nationalparkverwaltung weiterhin jederzeit zur Verfügung. „Hier sind allerdings insbesondere die Brandursachen an den seit Jahrzehnten bekannten, immer gleichen Brandschwerpunkten in den Fokus zu nehmen. Denn zunächst ist da eine Ursache, dann erst die Wirkung, also der Brand. Und davon sollte bitte nicht abgelenkt werden", sagt der Nationalparkleiter.