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Datum: 14.11.2024

"Es geht um weniger Emissionen, weniger Belastungen für die Umwelt, weniger soziale Einschränkungen"

Das Thema Nachhaltigkeit im eigenen Betrieb stand im Fokus des jüngsten Treffens der Harzer Nationalpark-Partner

Das Thema Nachhaltigkeit im eigenen Betrieb stand im Fokus des jüngsten Treffens der Harzer Nationalpark-Partner in den Räumen von Erlebnistage Harz in Hohegeiß. Die Teilnehmer*innen erfuhren aus erster Hand, welche Möglichkeiten, aber auch Hürden sich bei der Umstellung auf nachhaltiges Wirtschaften für touristische Gastgeber ergeben. Von ihren Erfahrungen im eigenen Betrieb berichteten Shyen und Hendrik Schmidt, die unter dem Namen Resina Arts außergewöhnliche Ferienwohnungen, nämlich Baumhäuser, in Lerbach bei Osterode vermieten. Weitere Anregungen und praktische Beispiele gab auch der Gastgeber des Treffens, Dirk Markert, Einrichtungsleiter von Erlebnistage, der mit Unterstützung von Nachhaltigkeitsmanagerin Sara Wegrzyk, als Nationalpark-Guide selbst Partnerin im Harzer Netzwerk, dabei ist, im Betrieb nachhaltige Standards zu etablieren.

Dabei hat Erlebnistage Harz schon viele Fortschritte gemacht, wie Markert seinen Gästen veranschaulichte und vorführte. Besonders beeindruckt waren die von einem Filter für das Abwasser von Waschmaschinen, der Mikroplastik auffängt, und der Tatsache, dass Erlebnistage Harz die Küche fast vollständig auf vegane Lebensmittel umgestellt haben und dies laut Markert von den Besucher*innen – darunter zu einem großen Teil Kinder – sehr gut angenommen wird.
Eine Art Initialzündung für ihn sei ein früheres Partnertreffen gewesen, bei dem er Sara Wegrzyk kennenlernte, berichtet Markert. Als er erfuhr, dass sie nicht nur Nationalpark-Guide ist und geführte Wanderungen im Großschutzgebiet anbietet, sondern auch Nachhaltigkeitsmanagerin, habe er sie um Unterstützung gebeten. Es gehe darum, Handlungsfelder im Betrieb zu identifizieren, in denen nachhaltiges Handeln im Alltag möglich ist – und zwar mit den Mitteln, die zur Verfügung stehen. „Die Ausgangslage bei uns war, dass wir zwar schon einzelne Sachen gemacht haben, aber nicht systematisch", sagt er. Inzwischen läuft das gemeinsame Projekt seit mehr als einem Jahr. „Immer wenn eine Entscheidung ansteht, prüfen wir, ob es nachhaltige Alternativen gibt. Es geht um weniger Emissionen, weniger Belastungen für die Umwelt, aber auch um weniger soziale Einschränkungen, also einen möglichst barrierefreien Zugang für alle unsere Gäste, egal welche Bedürfnisse sie haben. Alle sollen in gleicher Weise an unserem Angebot teilhaben können."

Nachhaltigkeit beginnt bei Erlebnistage Harz beispielsweise beim Einkaufen von regionalen oder ökologisch produzierten Lebensmitteln und der Verwendung von umweltschonenden Reinigungsmitteln, geht weiter über den Verzicht auf Einweg-Verpackungen und Wegwerf-Verbrauchsartikeln wie etwa Papierhandtücher und den Einsatz des erwähnten Mikroplastik-Filters und reicht bis ins Soziale und Maßnahmen der Inklusion: So gibt es in der hauseigenen Küche eine niedrige Arbeitsfläche, an der Kinder, kleine Menschen oder Menschen im Rollstuhl bei der Zubereitung der Mahlzeiten teilnehmen können. Duschen sind so konstruiert, dass sie den besonderen Bedürfnissen von Menschen mit einer autistischen Störung gerecht werden. Und die „Aktion Mensch" hat die Anschaffung eines für den Transport von Rollstühlen geeigneten Kleinbusses ebenso gefördert wie geländegängige Rollstühle für Ausflüge in die Harzer Natur.
Doch Markert räumt ein, dass nicht alles, was theoretisch möglich ist, auch verwirklicht werden kann. „Man muss auch Kompromisse eingehen. Wir bewegen uns da in einem Spannungsfeld: Nachhaltigkeit ist nicht billig, aber unser Angebot darf auch nicht zu teuer für die Gäste werden." Auch würde es den Trägerverein der Einrichtung selbst finanziell überfordern, die alten Gebäude, die man übernommen hat, im großen Stil energetisch zu sanieren. Wärmepumpen seien deshalb keine Option.

Was im Bereich nachhaltiges Bauen und Wohnen möglich ist, konnten Shyen und Hendrik Schmidt aus Lerbach aufzeigen. Die Resina-Arts-Baumhäuser werden größtenteils mit Solarstrom versorgt. Überschüssige Energie wird zum Erwärmen des Warmwassers verwendet. Moderne und energiesparende Geräte sowie gut isolierte Gebäude sorgen dafür, dass der Energieverbrauch so gering wie möglich bleibt. Beim Bau und der Einrichtung wurde auf ökologische Materialien Wert gelegt, wie beispielsweise Holz aus der Region sowie Holzfaser und Zellulose als Dämmstoff. Diese tragen nicht nur zu einem angenehmen Raumklima bei, sondern schonen auch die Umwelt. Wassersparende Armaturen und Regenwassernutzung sind weitere Merkmale, die die Nachhaltigkeit der Unterkünfte ausmachen. Das überschüssige Regenwasser der Gründächer wird in Second-Life-Behältern gesammelt und im Sommer wieder auf die Gründächer gepumpt. Die Gründächer selbst bieten Insekten einen Lebensraum. Schmidt räumt aber ebenfalls ein, dass nachhaltiges Bauen aufwendig ist und deshalb teurer: „Man muss das aus Überzeugung machen."

Ein Aspekt, der den beiden besonders wichtig war: Es mussten keine Bäume gefällt werden. Die Baumhäuser wurden um die Stämme herum konstruiert – das macht nun den besonderen Charme der Ferienwohnungen aus und ist ein Alleinstellungsmerkmal von Resina Arts. „Unsere Häuser sollten sich nach der Natur richten, nicht umgekehrt. Sie passen sich in die Landschaft ein", betont Hendrik Schmidt. Komplettiert wird das Nachhaltigkeitskonzept von Resina Arts durch umweltschonende Reinigungsmittel, Müllvermeidung und regionale Produkte. Darüber informieren die beiden auch ihre Gäste, beispielsweise auf ihrer Internetseite.

Genau dies ist auch für Markert ein wichtiger Aspekt: „Man muss den Menschen die Nachhaltigkeit vermitteln, sichtbar machen, was man tut und warum. Marketing ist für Nachhaltigkeit ganz wichtig. Und man muss sich Unterstützer und Mitstreiter suchen, sich von anderen inspirieren lassen und selbst Impulse geben." Genau dafür ist das Netzwerk der Harzer Nationalpark-Partner da, die sich allesamt einem nachhaltigen und umweltverträglichen Tourismus verschrieben haben.