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Datum: 07.12.2022

Rund 6,4 Millionen junge Laubbäume wurden seit 2008 im Nationalpark Harz gepflanzt

Starthilfe für die wilden Wälder von morgen

Rund 6,4 Millionen junge Laubbäume wurden seit 2008 im Nationalpark Harz bereits gepflanzt. Auch im vergangenen Jahr gab es wieder Pflanzungen in großem Umfang, mehr als eine halbe Million neuer Setzlinge sind in die Erde gebracht worden, genauer: 510.200 Laubbäume. Und dabei haben sich, wie auch in den Vorjahren, wieder viele freiwillige Helfer engagiert: An den Pflanzaktionen, die die Nationalparkverwaltung im Frühjahr und im Herbst veranstaltete, haben sich insgesamt 575 Menschen beteiligt, die dabei mehr als 35.000 Bäumchen gepflanzt haben.

Zwei Menschen pflanzen junge Laubbäume in einem Waldgebiet An den Pflanzaktionen, die die Nationalparkverwaltung im Frühjahr und im Herbst veranstaltet, haben sich insgesamt 575 Menschen beteiligt, die dabei mehr als 35.000 Bäumchen gepflanzt haben. (Foto: Jens Hundertmark)

Für Pflanzungen im Harzer Großschutzgebiet kommen aber nicht alle möglichen Jungbäume in Frage: An deren genetische Herkunft werden nämlich hohe Ansprüche gestellt und es müssen hier standortsheimische Pflanzensortimente sein. Das Saatgut muss nachweislich aus dem Harz stammen. Für die Anzucht der Setzlinge kommen nur zertifizierte Baumschulen infrage.

Ergiebige Ernte an Bucheckern im Revier Scharfenstein

Die Samen für den Baumnachwuchs stammen aus dem Nationalpark. In den vergangenen Wochen konnte eine ergiebige Ernte an Bucheckern im Revier Scharfenstein eingefahren werden: Insgesamt 819 Kilo Saatgut kamen dabei zusammen, fast so viel wie bei der Rekordernte vor zwei Jahren mit mehr als einer Tonne Samen. Um die Buchereckern zu ernten, wurden mehr als hundert Netze auf dem Boden unter dem Kronenbereich der Mutterbäume ausgelegt. Die Bäume, die an einem Nordhang mit günstiger Wasserversorgung stehen, wurden ausgewählt, weil sich schon bei der Blüte und dann bei der folgenden Fruchtbildung ein guter Ernteertrag abzeichnete. Die Buchen dort konnten auch der Trockenheit der vergangenen Jahre gut standhalten und zeichnen sich durch ihre Vitalität und ihre ausgeprägten Kronen aus, berichtet Nationalpark-Revierleiter Lukas Wachsmann.

An einem herabgefallenen Ast voller Bucheckern konnte er sich dann auch augenscheinlich von der Qualität der Same überzeugen. Dem natürlich gewachsenen Buchenbestand wird durch die Ernte aber nicht der Nachwuchs geraubt, erläutert Wachsmann: Durch ihren Kronenschluss, das heißt, durch das dichte Laubdach, beschatten die Altbäume ihre Umgebung so stark, dass dort ohnehin kaum eine Buchecker gekeimt hätte. Das Allermeiste wäre ein Festschmaus für Wildschweine geworden.

Nachdem die Bucheckern herabgefallen waren, mussten die Netze dann rasch eingesammelt werden, sonst hätten sich die Wildschweine daran gütlich getan. Diese Aufgabe übernimmt seit vielen Jahren eine erfahrene Fachfirma. Die Netze, die gefüllt mit Bucheckern ein stattliches Gewicht haben, werden mithilfe von Schlitten geborgen, die mittels Handseilwinden den Hang hochgezogen werden, um den Waldboden zu schonen. Anschließend wurden die Bucheckern mit einer speziellen Saatgutaufbereitungsmaschine gereinigt und gefiltert, das heißt von den leeren Hülsen sowie Ästen und Laub befreit.

Die gefüllten Säcke wurden noch am selben Tag zur Sammelstelle in die Nationalparkwerkstatt im Drängetal gebracht, dort begutachtet und sicher eingelagert. Auch das gehört zu den Vorschriften des Forstsaatgutgesetzes: Es muss jeweils die Tagesernte sicher eingelagert werden, kein Dritter darf Zugriff auf das Saatgut haben. Deshalb werden die Säcke auch durch die Untere Forstbehörde des Landkreises Harz im Beisein der Vertreter des Nationalparks gewogen und verplombt. Der Reinheitsgrad der diesjährigen Ernte liegt bei 99 Prozent, es waren kaum taube – also leere – Bucheckern dabei, berichtet Revierleiter Wachsmann. Von allen Beständen im Schutzgebiet ist es die beste Ernte in diesem Jahr. Für die Pflanzungen im Nationalpark ist es von herausragender Bedeutung, dass genug Saatgut geerntet werden kann und dass dessen Qualität stimmt.

Starthilfe für die Rückkehr der Laubwälder

Im Nationalpark Harz bekommt der wilde Naturwald von morgen mit den Pflanzungen eine wichtige Starthilfe: Vor allem in den Randbereichen des Großschutzgebietes, in der Naturentwicklungszone, werden die jungen Laubbäume gesetzt, überwiegend Buchen, damit sich der Laubmischwald entwickeln kann, der von Natur aus dort wachsen würde. Das ist deshalb erforderlich, weil im Harz in der Vergangenheit großflächig Wirtschaftswälder mit Fichten gepflanzt wurden, auch an Standorten, an denen diese Nadelbäume von Natur aus nicht vorkommen würden.

Warum wird in einem Nationalpark überhaupt gepflanzt?

Alle Waldgebiete, so auch der Nationalpark Harz, zeigen die Auswirkungen der Klimakrise mehr als deutlich. In über 70 % des Nationalparks übernimmt die Natur die Regie und zeigt uns, welchen Wald sie unter den heutigen Klimabedingungen eigenständig wachsen lässt. Hier gilt auch im Harz das weltweite Nationalparkmotto: Natur Natur sein lassen.

In den übrigen Bereichen geben wir noch Hilfe zur Selbsthilfe. In tieferen und mittleren Lagen waren einst ausgedehnte Laubwälder heimisch - ihre Rückkehr unterstützen wir durch die Initialpflanzungen, da Samenbäume fehlen. Diese erfolgen in Abhängigkeit von der Höhenlage nur in der Naturentwicklungszone des Nationalparks.

In den Hochlagen ab etwa 750 Höhenmetern ist die Fichte von Natur aus heimisch. Hier werden keine Laubholzpflanzungen durchgeführt. Hier führt die Natur selbst und erfolgreich Regie. Zahlreiche junge Fichten wachsen bereits ganz aus eigener Kraft nach.

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