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Datum: 19.10.2021

Ein Jahr für Stachelbärte

Zeigerarten für naturnahe Wälder - Erstfund des Igel-Stachelbarts - insgesamt drei Stachelbart-Arten im Nationalparkgebiet nachgewiesen

Die Buchenwälder zählen zu den bedeutendsten Lebensräumen im Nationalpark Harz. Häufig sind Bach- und Flussläufe, Schluchtwälder und Felsbiotope in die Waldgesellschaften eingestreut. Die alten Wälder verfügen oftmals schon über einen hohen Anteil an lebenden und abgestorbenen Habitatbäumen, liefern starkes stehendes und liegendes Totholz und sind Lebensraum für viele Tier-, Pflanzen- und Großpilzarten. Eine typische Zeigerart naturnaher Wälder ist die Pilzgattung der Stachelbärte. Drei Stachelbart-Arten konnten in diesem Jahr im Nationalpark Harz nachgewiesen werden - eine davon als Erstfund im Nationalparkgebiet.

Stachelbärte sind eine eher kleine Pilz-Gattung. In Europa spricht man von vier nennenswerten Arten, wobei eine Art an Tanne vorkommt, welche im Harz nicht heimisch ist. Stachelbärte sind Xylobionten, also Holzbewohner. Sie kommen als Wundparasiten an lebenden Bäumen oder an Totholz vor. Sie fruktifizieren sehr zerstreut bis selten vom Frühsommer bis in den Spätherbst.

Im Oktober 2021 konnte im Nationalparkgebiet erstmals der Igel-Stachelbart (Hericium erinaceum) in einem Laubwaldgebiet bei Ilsenburg nachgewiesen werden. Die Fruchtkörper des Igel-Stachelbarts sind weißlich bis cremefarben. Die Art bildet keine Hüte, sondern dichte Büschel hängender Stacheln, die aus einem gemeinsamen Strunk heraus wachsen. Gefunden wurde der Pilz in einer Stammverletzung an einer lebenden Buche.

Weitere Nachweise gibt es im Nationalpark Harz vom Dornigen Stachelbart (Hericium cirrhatum) und vom Ästigen Stachelbart (Hericium coralloides). Sie wachsen auf liegendem und stehendem Totholz von Buchen. Der Fruchtkörper des Dornigen Stachelbarts besteht aus hutartigen, flachen und ungestielten Elementen, die büschelartig zusammengewachsen sind. Der Pilz ist ein Folgezersetzer, der Weißfäule auslöst. Die bei der Zersetzung der holzigen Bestandteile freiwerdenden Nährstoffe können von anderen Organismen genutzt werden.

Der Ästige Stachelbart ist bizarr geformt, vielfach verzweigt und von zuerst weißer Farbe später blass-ockerfarben. Der abgebildete Pilz thront an einem Buchenstumpf, der von einer Vielzahl von Zunderschwämmen (Fomes fomentarius) besetzt ist. Der Stumpf befindet sich in der letzten Phase der Holzzersetzung.

Alle Fundorte befinden sich in der Naturdynamikzone des Schutzgebietes, also in Wäldern, die schon länger aus der Nutzung genommen wurden und in denen der Mensch nicht mehr eingreift. Durch Wegegebot und Sammelverbot im Nationalparkgebiet finden zahlreiche, teilweise sehr seltene Arten dort einen geschützten Rückzugsraum.

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