Datum: 10.09.2019
Seltener Pilzfund im Nationalpark Harz
Nördlichster Standort des wohlriechenden Korkstachelings entdeckt
Sein Duft nach Cumarin – bekannt vom beliebten Waldmeistergeruch - hat dem wohlriechenden Korkstacheling den ersten Teil seines Namens eingebracht. Der zweite ist den Stacheln an der Hutunterseite geschuldet, in denen er die Sporen für seine Vermehrung bildet. Der sehr seltene Pilz steht in der Roten Liste der Großpilze Deutschlands. Er bevorzugt naturbelassene Standorte, insbesondere naturnahe Fichtenwälder. Im Nationalpark Harz konnte er nun zum zweiten Mal nachgewiesen werden – mit dem deutschlandweit nördlichsten bekannten Vorkommen.
Das Hauptverbreitungsgebiet des wohlriechenden Korkstachelings (Hydnellum suaveolens) in Deutschland sind die süddeutschen Nadelwälder. Im Nationalpark Harz wurde er erstmals im Jahr 2015 von Nationalpark-Mitarbeiter Otfried Wüstemann im Gebiet zwischen Drei Annen Hohne und Schierke entdeckt. Der naturnahe Standort in einer Höhe von ca. 600 m über dem Meeresspiegel liegt in einem kühl-feuchten Tal. Dort finden sich verschiedenen Baumarten wie Fichte, Bergahorn, Buche, Erle und Esche. In den Folgejahren blieb die Suche nach dem Pilz an dieser Stelle ergebnislos. Nun jedoch fanden Pilz-Experte Thomas Schultz und Nationalpark-Waldökologin Ute Springemann Ende August 2019 weitere Exemplare etwas weiter bachaufwärts entlang der Wormke bei einer Fichte. Der Fund im Nationalpark Harz dokumentiert den nördlichsten Vorposten des Vorkommens dieser seltenen Pilzart in Deutschland.
Der wohlriechende Korkstacheling gehört zur Gruppe der Symbionten. Das bedeutet, der Pilz lebt partnerschaftlich mit bestimmten Bäumen, dieser vorzugsweise mit Nadelbäumen, zusammen. Symbiotisch lebende Pilze spinnen ein feines fadenförmiges Flechtwerk, die sogenannte Mykorrhiza, um die Wurzelspitzen des Partnerbaumes. Mit diesen feinen Verästelungen nehmen sie Nährstoffe aus dem Boden auf und geben sie an den Baum weiter. Im Gegenzug versorgt der Partnerbaum den Pilz mit Kohlehydraten, die er per Photosynthese bildet und die der Pilz nicht selbst erzeugen kann. Das partnerschaftliche Geben und Nehmen lohnt sich also für beide Seiten.