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Datum: 24.01.2019

Studierende planen Fischaufstiege

Workshop zur Gewässerrenaturierung beim Nationalpark Harz

Querbauwerke in Flüssen und Bächen sind für wanderwillige Fische und aquatisches Kleingetier oft unüberwindlich. Sollen sie in den Oberläufen nicht aussterben, müssen sie durch Wanderbewegungen wieder nach oben gelangen können. Die Sicherstellung der Durchlässigkeit von Gewässern beispielsweise durch Fischaufstiege leistet einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt in den Gewässern. Der Nationalpark Harz mit Hauptsitz in Wernigerode versteht sich als Vorreiter ökologischen Denkens und Handelns. Im Januar gab er Studierenden der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) Hildesheim/Holzminden/Göttingen im Rahmen eines Workshops zur Gewässerrenaturierung Gelegenheit, sich vorort diesem Thema intensiv zu widmen.

Über Jahrhunderte haben Menschen Wehre und Abstürze in die Gewässer gebaut, um damit Wasser zu stauen und nutzbar zu machen – bis heute zum Beispiel zur Wassserkraftnutzung, die als vergleichsweise umweltverträglich gilt. Wehre müssen gemäß EU-Wasserrahmenrichtlinie für Wanderungen von Fischen durchgängig gemacht werden, sonst verschärft sich das Artensterben, weil die Wanderungen für viele Fische zum Lebenszyklus dazu gehören. Zudem werden manche Tierchen, die in den Gewässern am Gewässerboden leben und zusammenfassend als Makrozoobenthos bezeichnet werden, bei Hochwasserereignissen in Fließrichtung verdriftet. Auch sie benötigen Möglichkeiten zur Rückkehr.

Schon im laufenden Wintersemester legte Prof. Dr.-Ing. Axel Stödter Studierenden der Fakultät Bauen und Erhalten Grundlagen der Gewässerrenaturierung nahe. Die sogenannten Fischaufstiegsanlagen schaffen diese Möglichkeit und tragen zum Erhalt der Artenvielfalt in den Gewässern bei. Dies können bei Platznot in städtischen Gebieten manchmal technische Lösungen sein wie ein Beckenpass. Von allen Seiten werden jedoch Lösungen bevorzugt, die dem natürlichen Fluss in Aussehen und Funktion entsprechen. Dies sind dann Gleiten oder Rampen, die aus Flusssteinen geschüttet oder gesetzt werden.

Im Januar fuhren Professor Dr. Axel Stödter und seine Hildesheimer Bauingenieur-Studierenden mit Vertiefungsrichtung „Wasser und Verkehr" für zwei Tage nach Wernigerode zur Nationalparkverwaltung Harz. Dort erhielten sie zunächst einen konsequenten, neuen Blick auf Ökosysteme und Umweltbelastungen, unterlegt mit konkreten Beispielen und fachkundig vorgetragen von Dr. Friedhart Knolle.

Anschließend folgte die Praxis: Die Studierenden erarbeiteten Lösungsvorschläge für Fischaufstiege an Plänen, die ihnen für konkrete Stellen an den Gewässern der Region. Sie wurden von Otfried Wüstemann, dem Gewässersachverständigen des Fachbereichs Naturschutz beim Nationalpark Harz bereitgestellt. In der Gemarkung Wernigerode wurden bisher 23 Fischaufstiegsanlagen realisiert, so dass daraus geeignete Projekte für die Studierenden auswählt werden konnten.

Am Ende des Workshops stellten die Teilnehmenden ihre Ergebnisse vor. Direkt danach schloss sich eine Exkursion an, die mehrere der Standorte in Augenschein nahm. Hier wurden die Studierenden erstmals mit den tatsächlich gebauten Lösungen der ihnen vorgelegten Standorte konfrontiert. Es zeigte sich, dass die Studierenden aus der Vielzahl möglicher Lösungen oft diejenige favorisierten, die sie an den Gewässern auch vorfanden.

HAWK wie auch die Nationalparkverwaltung Harz, deren wichtige Aufgabe neben der Fortentwicklung des Schutzgebiets auch die Wissensvermittlung ist, werteten den Workshop als vollen Erfolg und wollen ihn bei sich bietender Gelegenheit wieder anbieten.

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