Datum: 11.07.2018
Studie zur Barrierefreiheit im Nationalpark Harz
Studentin sucht Tester mit Beeinträchtigungen
Wie barrierefrei ist der Harz? Diese Frage stellt sich Stefanie Müller, Studentin der Hochschule Harz Wernigerode, im Studiengang Tourism and Destination Development. Für eine noch bis zum 16. August 2018 laufende Studie sucht sie deshalb Menschen aus dem Harz und der Umgebung, die vier verschiedene Ziele im Nationalpark Harz auf Barrierefreiheit testen und bewerten. Teilnehmen können Personen mit einer oder mehreren Beeinträchtigungen.
„Von Barrierefreiheit profitieren alle, denn wir alle werden älter oder können nach einem Unfall eingeschränkt sein. Außerdem sind beispielsweise Rampen, ebene Wege oder breitere Türen auch für Familien mit Kinderwagen hilfreich und Ausstellungen, die mehrere Sinne ansprechen, sind oft für alle Besucher spannender", meint Stefanie Müller.
Mithilfe der Studie im Rahmen ihrer Masterarbeit will sie deshalb sowohl die bereits gut nutzbaren Angebote als auch noch bestehende Barrieren während eines Tagesausflugs in vier Besucher-Einrichtungen des Nationalparks Harz aufzeigen und diese vor dem Hintergrund der Inklusion aller Personengruppen in den Tourismus betrachten. Getestet werden das Natur-Erlebniszentrum HohneHof in Drei Annen Hohne, das Haus der Natur in Bad Harzburg, das Nationalparkhaus Sankt Andreasberg und das Nationalpark-Besucherzentrum TorfHaus.
Dabei geht es nicht nur um die Barrierefreiheit der Einrichtungen selbst, sondern auch um die Informationsbeschaffung im Vorfeld, die An- und Abreise oder auch Übernachtungsmöglichkeiten in der Region. Experten sprechen in diesem Zusammenhang von der touristischen Servicekette, die alle Aspekte eines Ausfluges mit einbezieht, nicht nur das Ziel selbst.
Auf Basis der erhobenen Datensätze sollen schließlich Handlungsempfehlungen abgeleitet werden, um das Angebot im Nationalpark Harz noch barrierefreier zu gestalten. „Da wir gerade mehrere Ausstellungen in unseren Häusern überarbeiten, können die Erkenntnisse der Studie noch in die Planungen mit einfließen", freut sich Mandy Gebara, Ansprechpartnerin für Barrierefreiheit im Nationalpark.
Betreut wird die Masterarbeit durch Prof. Dr. Dreyer von der Hochschule Harz und Dr. Friedhart Knolle vom Nationalpark Harz. Die Daten werden durch die mobile Anwendung „ExperienceFellow" für das Smartphone (iOS, Android) erhoben. Teilnehmende Testpersonen sollten eine oder mehrere Beeinträchtigungen haben. Gesucht werden also beispielsweise Rollstuhlnutzer, Sehbehinderte, Hörbeeinträchtigte oder Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen.
Die Erhebung findet vom 05. Juli bis zum 16. August 2018 statt. In diesem Zeitraum können Interessierte eine oder mehrere Nationalpark-Einrichtungen testen und ihre Erfahrungen festhalten. Um entsprechende Daten erheben und auswerten zu können, müssen die Teilnehmer dafür die App „ExperienceFellow" kostenfrei auf das Smartphone herunterladen. Für jede Nationalpark-Einrichtung gibt es darin ein eigenes Projekt, welches mit einem separaten QR-Code freigeschaltet wird, der bei Studienleiterin Stefanie Müller erhältlich ist.
Hintergrund zur Funktionsweise der App
Die Erhebungsmethode der mobilen Ethnografie, bei der Daten mithilfe eines mobilen Endgerätes erhoben werden, wird bereits seit einigen Jahren auf dem Gebiet der Marktforschung genutzt. Sie weist diverse Vorteile bezüglich der Datenerhebung auf, wie z.B. die Nähe zu den Touristen, Unverfälschtheit und umfassende Einblicke in die Bedürfnisse der Zielgruppe.
„ExperienceFellow" ist wie ein Reisetagebuch aufgebaut. Die Nutzer können hier alle Erfahrungen während ihrer Reise dokumentieren und bewerten, von denen sie denken, dass sie im Sinne der Barrierefreiheit relevant sind. Zusätzlich gibt es Funktionen, um Textkommentare, Bilder oder Videos einzufügen. Somit wird eine detaillierte Reisedokumentation ermöglicht. Mit fünf verschiedenen Smileys kann jeder der selbst angelegten Momente des Reiseerlebnisses zusätzlich von „sehr schlecht" bis „sehr gut" bewertet werden. Um alle Funktionen problemlos nutzen zu können, muss der App bei Nachfrage der Zugriff auf Fotogalerie und Kamera des Handys oder Tablets gewährt werden. Alle Daten, die innerhalb dieser Studie generiert werden, sind anonymisiert dargestellt und stehen ausschließlich den Forschern im Rahmen dieses Projektes zur Verfügung. Die Daten werden im Sinne der DSGVO behandelt.
In dieser Art Reisetagebuch werden sogenannte Momente angelegt. Diese stehen für alle positiven oder negativen Erfahrungen während des Ausflugs. Die Entscheidung wann und wie viele Momente registriert werden, liegt bei den Nutzern. Sobald ein Moment hinzugefügt wird, erscheint eine Oberfläche, welche mit einem Titel beginnt. Der Titel muss stets angeben werden und ist frei wählbar. Darunter befindet sich die Bewertungsskala der Smileys. Weiterhin gibt es verschiedene Beispiele, die eine Orientierung für die einzelnen Bewertungsbereiche darstellen. Darunter fallen die Begrifflichkeiten Informationsbeschaffung, Reiseplanung, Anreise, Zugänglichkeit, Aufenthalt vor Ort, Angebot vor Ort, Sanitäranlagen sowie Abreise. Diese Begriffe können den jeweiligen Momenten hinzugefügt werden, ergänzt oder ignoriert werden. Sie dienen lediglich als Beispiele. Durch einen Haken können abschließend die Momente zum Projekt hinzugefügt werden und es erscheint wieder die ursprüngliche Oberfläche.