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Datum: 15.11.2017

Die Flechten im Nationalpark Harz

Neuer Band der Schriftenreihe aus dem Nationalpark Harz auf Flechten-Tagung vorgestellt

Anlässlich der Vorstellung eines neuen Bandes aus seiner Schriftenreihe hatte der Nationalpark Harz am 9.11.2017 zu einem Kolloquium im Evangelischen Zentrum Kloster Drübeck eingeladen. Mit dem neuen Band „Flechten im Nationalpark Harz“ liegt nun ein weiterer Baustein für die Dokumentation des Artenreichtums im Schutzgebiet vor.

Mit fast 600 Arten kann der Nationalpark Harz als flechtenreich gelten. Ihre Wuchsorte sind Bäume und Sträucher, Totholz, Gesteine der Klippen und Gewässerläufe, der blanke Erdboden oder auch schwermetallhaltige Schlacken mittelalterlicher Hüttenbetriebe. Besondere Beachtung verdienen dabei die Flechten der hochgelegenen Klippenstandorte und Blockfelder, in denen zahlreiche Seltenheiten wohl meist nördlichen Ursprungs überdauern konnten.

Flechten sind ein elementarer Bestandteil der natürlichen Artenvielfalt der Ökosysteme und haben darüber hinaus oft den Charakter von Leitarten der Lebensgemeinschaften des Nationalparks. Für die meisten Betrachterinnen und Betrachter wird diese Vielfalt aber gar nicht sichtbar, da Flechten in der Regel sehr unscheinbar sind. Der neue Schriftenreihe-Band will sie aus ihrem Schattendasein heraus­holen und ins Bewusstsein bringen.

Das über 300 Seiten starke Nachschlagewerk enthält eine kommentierten Liste der Flechten des Nationalparks Harz mit zahlreichen Fotos. Der vollständige Band ist bei der Nationalparkverwaltung zu beziehen für 15,- € zzgl. Versandkosten. Kontakt per Tel. 03943 5502-0 oder E-Mail an poststelle@nationalpark-harz.de

Lange Entstehungsgeschichte des neuen Bandes

Im Rahmen der Vorstellung des Schriftenreihe-Bandes erfuhren die rund 120 Teilnehmer des Flechten-Kolloquiums mehr über die Bedeutung der oft wenig beachteten Kryptogamen für die Wald- und Offenland-Ökosysteme des Nationalparks. Die Autoren berichten außerdem über ihre Arbeit und das Zustandekommen des Bandes.

Über 20 Jahre ist – freilich mit wechselnder Intensität – an der kommentierten Liste der Flechten des Nationalparks Harz gearbeitet worden. Angestoßen wurde das Projekt durch Hans Ullrich aus Goslar, der selbst fast 50 Jahre mit der Bearbeitung der Flechten des Harzes und darüber hinaus auch anderer Gebiete beschäftigt war. Lange Zeit endete sein Arbeitsgebiet an der innerdeutschen Grenze. Nach Grenzöffnung und Gründung des Nationalparks Hochharz konnte er aber auch den bis dahin nicht erreichbaren Brocken und sein Umfeld bearbeiten. Gut 10 Jahre gemeinsame Arbeit war mit ihm noch möglich. Darüber hinaus kam sein Privatherbarium mit etwa 6.000 Belegen, davon gut einem Drittel aus dem Harz, in die Nationalparkverwaltung in Wernigerode.

Einen deutlichen Aufschwung nahm die Inventarisierung der Flechten ab 2011, indem sich André Seelemann und Udo Hammelsbeck an den Arbeiten beteiligten. Seitdem konnte ein umfangreiches Geländeprogramm absolviert werden. Später kam auch Wilfried Störmer hinzu, der die Arten fotografisch dokumentierte.

Etwa in dieser Zeit ergaben sich auch Kontakte zum Gorczański Park Narodowy, die in eine Vereinbarung über Zusammenarbeit mit dem Nationalpark Harz auf verschiedenen Gebieten mündeten. Für das Programm der Flechten-Inventarisierung war das Mitwirken von Paweł Czarnota eine große Hilfe. So sind wesentliche Teile dieser vorliegenden Arbeit als Ergebnis der Zusammenarbeit mit ihm und dem Partner-Nationalpark in Polen zu sehen.

Sehr positiv wirkte sich die an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg von Regine Stordeur belebte Bearbeitung der Moose und Flechten auch im Harz aus. Die als Praktikantin von der Universität Halle kommende Katarina Ungethüm untersuchte im Rahmen ihrer Diplomarbeit und daran anschließend über eine Reihe von Vertragsarbeiten vor allem die epiphytischen Arten im Nationalpark. Ebenfalls aus diesem Kreis kamen Mark Schönbrodt und René Thiemann, die in ausgewählten Gebieten tätig waren. Von Göttinger Seite bearbeitete Markus Hauck mit Mitarbeitern einige Projekte, die sich mit den Flechten der Fichten-Bergwälder des Brockengebietes beschäftigten.

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