Datum: 27.04.2017
Nachhaltigkeit und Biodiversität bei der Jugendweihe-Vorbereitung
Jugendliche pflanzten Buchen im Nationalpark Harz
Ein Tag im Wald
Von Henrike Günther
Wir – Anton, Marie, Anna, Till, Claudine, Milena, Luca, Paul, Max und Henrike – ein Teil der Klasse 8d des Stadtfeld-Gymnasiums – verbrachten den 22. April 2017 im Wald. Um 9:00 Uhr trafen wir uns mit Herrn Dr. Friedhart Knolle und einigen interessierten Eltern am Verwaltungsgebäude des Nationalparks und trotz Graupel, Schnee und Regen fuhren wir mehr oder weniger passend angezogen nach Königskrug, einem Ortsteil von Braunlage. Herr Dr. Knolle (Sprecher der Nationalparkverwaltung) ist unser Festredner zur Jugendweihe und dies war eine Veranstaltung im Rahmen der Vorbereitung. Initiiert von den Eltern und belegt mit großen Begriffen wie Nachhaltigkeit und Biodiversität ging es um eins: Bäume pflanzen!
Man könnte annehmen, dass es im Harz genügend Bäume gibt und ausgerechnet wir dem nichts hinzuzufügen haben – aber falsch. Im Oberharz wachsen vor allem Fichten und es gilt, diese Monokultur zu durchbrechen und unter dem schützenden Dach eben dieser Fichten Laubbäume zu pflanzen. Manch einer stellte sich schweres Räumgerät vor oder das symbolische Setzen eines Baumes. Auch weit gefehlt.
Angekommen auf dem Parkplatz trafen wir den Nationalpark-Revierförster Herrn Dicke, den Forstarbeiter Herrn Lohde und den Ranger Herrn Rost – Männer, die es gewohnt sind, im Freien zu arbeiten und sich wirklich auskennen. Nach kurzer Beratung und der einhelligen Meinung „Das Wetter schreckt uns nicht“ ging es weiter in den Wald. Herr Lohde gab eine kurze Einführung in das Arbeiten mit der Wiedehopfhaue, zeigte uns das zu bepflanzende Stück, gab Hinweise zu Abstand und Tiefe der Löcher und das korrekte Einsetzen der kleinen Buchen.
Ja, es ging um Buchen. Unter den Fichten, die die Rolle des Gewächshauses übernehmen, wachsen nun „unsere“ kleinen Buchen. 300 Stück! Nicht alle werden anwachsen, aber jeder von uns hat sich angestrengt, alles Wichtige zu berücksichtigen, eine gute Stelle zu suchen, tief und breit genug zu graben, um den Wurzeln genügend Raum zu geben und den Boden richtig zu verdichten, damit ein Wasseranschluss entsteht. Es war anstrengend, wenn man jedoch das Ergebnis der Arbeit sieht (und auch in 100 Jahren noch sehen wird) und auch weiß, warum man es macht, ist man stolz. Die Fichte in Monokultur wurde über die Jahrhunderte vom Menschen gepflanzt, sie wächst schnell, das bedeutete Holzertrag und spielte eine wichtige Rolle im Bergbau. Fichtenholz knarrt bei zu starker Belastung und gibt damit einen Hinweis an den Bergmann unter Tage. Heute versucht der Mensch, den Wald wieder stärker in seine ursprüngliche Form zu bringen. Unsere kleinen Buchen sind ein erster Schritt – eine Unterstützung, bis sich der Wald selber helfen kann.
Wir arbeiteten in Zweiergruppen auf dem vorbereiteten Stück, da entdeckte Marie Spuren des Luchses. Es waren Skelettreste, etwas Fell und ein gut erhaltener Teil des Kopfes eines Rotwildes. Der Anblick ist nicht schön, trotzdem wurde der Kadaver genau inspiziert. Herr Dicke schätzte ihn auf zwei Wochen und erklärte: „Zuerst frisst der Luchs, dann kommen andere Tiere, auch Vögel und selbst die Knochen dienen kleinen Nagern noch als Calciumlieferant“.
Ein Dank an den Ranger, der die Nationalpark-Hütte in Königskrug geheizt hat – nach getaner Arbeit kamen wir am bollernden Ofen zusammen, aßen unseren Proviant und hörten Interessantes über den Borkenkäfer. Er gehört zu jedem Fichtenwald und ist ebenso ein Teil des Kreislaufs wie der Luchs.
Auf dem Rückweg besuchten wir noch das Nationalparkhaus Sankt Andreasberg, wo es seit Kurzem eine Fledermausausstellung gibt. Herr Dr. Knolle konnte uns viel Interessantes über die kleinen Säugetiere berichtet. Sie haben ganz erstaunliche Fähigkeiten und wenn man ihre Lebensweise kennt, kann man ihren Lebensraum auch schützen.
Mit dem guten Gefühl, etwas Nützliches gemacht zu haben, fuhren wir zurück nach Wernigerode und wahrscheinlich fällt jedem, der dabei war, nun etwas ein, wenn er Nachhaltigkeit und Biodiversität hört.
Der Harz ist sagenhaft!