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Waldentwicklung im Nationalpark Harz

Mit gezielter Unterstützung zur Wildnis von morgen

Jahrhundertelang hat der Mensch die Harzer Wälder genutzt und verändert. Deshalb ist der Nationalpark Harz heute ein Entwicklungsnationalpark. Das bedeutet, dass in einigen Bereichen noch Maßnahmen notwendig sind, die mehr Naturnähe in den Wald bringen. Diese Bereiche, die Naturentwicklungszone machen aktuell noch etwa 28 % der Fläche des Nationalparks aus.

Auf über 70 % der Fläche überlassen wir den Wald in bereits naturnahen Gebieten jedoch schon jetzt sich selbst und vertrauen auf seine Kräfte. Diese Bereiche nennt man Naturdynamikzone - hier greift der Mensch bis auf sehr wenige Ausnahmen nicht mehr ein.

Das Motto der Nationalparke heißt „Natur Natur sein lassen“. Ziel ist es deshalb, dass bis 2022 drei Viertel des Nationalparks zur Naturdynamikzone gehören, sich also ohne Eingriffe des Menschen entwickeln können.

So entsteht im Harz die Wildnis von morgen und erwacht mit ihrer ureigenen biologischen Vielfalt wieder zu neuem Leben.

Naturentwicklungszone

Hier und da benötigt die Natur im Nationalpark noch unsere Unterstützung, denn die mehr als 3000jährige Bergbaugeschichte hat deutliche, noch heute sichtbare Spuren hinterlassen. Die Erzgewinnung verbrauchte große Mengen Holz, die ausgedehnten Harzer Laubwälder wurden dafür geplündert. Aufgeforstet wurde in den vergangenen Jahrhunderten mit schnellwachsenden Fichten, die allerdings nur wenig an ihre neuen Standorte angepasst und damit anfällig für Stürme und Schädlinge sind. Der Nationalpark Harz muss diesem Kultur-Wald deshalb stellenweise helfen, wieder zu einem Natur-Wald zu werden.

In der Naturentwicklungszone führen wir deshalb noch für eine überschaubare Zeit Waldentwicklungsmaßnahmen durch, um den Landschaften auf dem Weg zurück zur Wildnis zu helfen.

Ehemalige Fichtenforste werden mit den eigentlich dort heimischen Buchen unterpflanzt. In diesen Bereichen müssen auch Fichten gefällt werden, um Kleinklima und vor allem den Zugang zum Sonnenlicht für die nachwachsende Laubwaldgeneration zu verbessern. Dabei werden jedoch keine wirtschaftlichen Ziele verfolgt. Das bei den Maßnahmen anfallende Holz kann allerdings genutzt werden.

Naturdynamikzone

In der sogenannten Naturdynamikzone erfolgen keine menschlichen Eingriffe mehr. Durch Sturm, Alter oder Krankheit umgefallene Bäume bleiben in diesem Bereich als Totholz im Wald. Sie sind eine wichtige Nahrungsgrundlage für viele Pilze und Kleinorganismen, die sie zu düngendem Humus verarbeiten. Zwischen den liegen gebliebenen Stämmen findet zudem der Baumnachwuchs Schutz vor hungrigen Wildtieren und kann so besser gedeihen. Auch wenn die teilweise wild übereinanderliegenden Überreste der umgestürzten Bäume nicht jedem gefallen, für den Urwald von morgen sind sie wichtig und notwendig. In den tieferen und mittleren Lagen setzen sich zunehmend auch wieder die ursprünglich hier heimischen Laubwälder durch. In den höheren Lagen, der natürlichen Heimat der Fichte, setzen wachsen auch wieder Fichten nach - gemischt mit einigen Ebereschen, die ebenfalls dem rauen Klima trotzen.

Mittlerweile bleiben über 70 % des Waldes im Nationalpark Harz sich selbst überlassen. Ausnahmen sind in diesen Bereichen nur die Borkenkäferbekämpfung in einem 500 Meter breiten Streifen an den Außengrenzen des Nationalparks sowie die Verkehrssicherung an öffentlichen Straßen und Besuchereinrichtungen.

 

Borkenkäfermanagement

Borkenkäfer sind ursprünglich in den natürlichen Fichtenwäldern der Hochlagen zuhause. Dort befallen sie geschwächte Bäume und tragen so zur natürlichen Waldentwicklung bei. Im gleichförmigen Fichtenforst jedoch vermehren sich die Käfer nach Sturmereignissen oder durch klimatische Extreme wie lange Hitze- oder Trockenperioden explosionsartig, denn die großflächig angepflanzten, gleichaltrigen Fichten sind eine leichte Beute für die Borkenkäfer.

Stürme, Wetterextreme und Borkenkäfer lassen so die meist menschengeprägten, älteren Fichtenforste im Nationalpark großflächig absterben. Je nach Höhenlage setzen sich anschließend eher Buchen oder wieder junge Fichten durch. Totholz bleibt im Wald und bietet zahlreichen Bewohnern Nahrung und Unterschlupf.

An die großflächigen, vom Borkenkäfer geschaffenen Waldbilder mit hohem Totholzanteil müssen sich manche Besucherinnen und Besucher des Nationalparks Harz erst gewöhnen.

Borkenkäfermanagement wird nach den folgenden Grundsätzen durchgeführt:

  • Bekämpfung an der Außengrenze zum Schutz gefährdeter Nachbarforstbetriebe (in einem ca. 500 m breiten Sicherheitsstreifen)
  • Schutz großer Fichtenkomplexe in der Naturentwicklungszone
  • Keine Maßnahmen in der Naturdynamikzone (Ausnahme Borkenkäfer im Sicherheitsstreifen)
  • rein mechanische Bekämpfung ohne Chemikalien und Giftstoffe 
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